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Performance-Bottlenecks in Java-/Oracle-Systemen: Die häufigsten Ursachen und wie man sie identifiziert

18. Februar 2025
3 min Lesezeit
von Thomas Wiens
JavaOraclePerformanceBackendDevOps

Einleitung

Enterprise-Anwendungen, die auf Java und Oracle basieren, müssen oft Millionen von Datensätzen pro Jahr verarbeiten. Die Systeme wachsen über viele Jahre, neue Funktionen kommen hinzu, Datenmodelle verändern sich – und irgendwann treten Performance-Probleme auf, die schwer zuzuordnen sind.

In diesem Artikel zeige ich typische Bottlenecks, die wir in echten Projekten regelmäßig sehen, und wie man sie identifiziert, bevor sie kritisch werden.
Der Fokus liegt bewusst auf Analyse, nicht auf pauschalen „Lösungsrezepten“.


Häufige Ursachen für Performance-Bottlenecks

1. Unoptimierte SQL-Queries und Datenbank-Engpässe

Oracle ist extrem leistungsfähig – vorausgesetzt, Abfragen und Datenmodelle sind sauber.

Typische Muster:

  • Full Table Scans ohne Notwendigkeit
  • fehlende oder falsche Indexe
  • komplexe Joins über historisch gewachsene Tabellen
  • zu viele Round-Trips zwischen Anwendung und Datenbank
  • Funktionen oder Trigger, die heimlich Performance fressen

Beispiel: unoptimierter Query

SELECT *
FROM shipments s
JOIN address_segments a ON s.segment_id = a.id
WHERE a.region_code = 'DE';

2. Langlaufende Batch-Prozesse

Viele Unternehmen haben tägliche oder wöchentliche Batch-Prozesse wie:

  • Datenimporte
  • Abrechnungsprozesse
  • Migrationen
  • Integrationsjobs
  • Logistikorientierte Verarbeitungsketten

Diese Prozesse laufen häufig stunden- oder tagelang, weil:

  • sie sequentiell arbeiten
  • parallele Verarbeitung fehlt
  • unnötige Zwischenpersistierung stattfindet
  • IO-Latenzen überhandnehmen
  • unnötige Logik in Stored Procedures steckt

3. Ineffiziente Java-/Kotlin-Implementierungen

Typische Engpässe im Code:

  • ungeeignete Datenstrukturen
  • unnötige Synchronisation
  • teure Datenbank-Calls in Schleifen
  • große Objektgraphen
  • fehlendes Caching

Beispiel: teurer Codepfad

for (Shipment s : shipments) {
    Address a = addressRepository.findById(s.getAddressId());
    process(s, a);
}

4. JVM- und Deployment-Misskonfiguration

Häufige Probleme:

  • falsche GC-Strategie
  • Heap nicht optimal gewählt
  • Container-Limits nicht berücksichtigt
  • zu wenige CPU-Ressourcen
  • unpassende Thread-Pools

Beispiel: container-aware JVM starten

java -XX:+UseContainerSupport      -XX:MaxRAMPercentage=70.0      -XX:+UseG1GC      -jar app.jar

5. Fehlende Observability

Ohne Metriken und Logs bleibt jedes System ein Blackbox-System.

Fehlende Observability führt zu:

  • Blindflug bei Problemen
  • keine historischen Lastdaten
  • keine Korrelation zwischen Services
  • fehlendes Tracing
  • unklare Verantwortlichkeiten

Wie man Bottlenecks systematisch identifiziert

1. Measure First

Nicht raten – messen.
Wichtige Daten:

  • Query-Laufzeiten
  • JVM Heap / GC-Zeiten
  • CPU-/IO-Auslastung
  • End-to-End Traces
  • Latenzen zwischen Services

2. Bottleneck-Kategorien bestimmen

Fast jedes Problem fällt in eine dieser Gruppen:

  1. IO-bound
  2. CPU-bound
  3. Memory-bound
  4. Architecture-bound

Ohne Kategorie → keine sinnvolle Optimierung.


3. Top-Down Analyse

Strukturierter Ansatz:

  1. Business Flow verstehen
  2. kritische Pfade identifizieren
  3. DB-Performance prüfen
  4. Logs & Timings analysieren
  5. Microservice-Latenzen bewerten
  6. JVM/Container-Settings validieren
  7. Bottlenecks dokumentieren

Häufige Fehler bei Performance-Analysen

  • Quick Fixes ohne Ursachenanalyse
  • technische Schulden ignorieren
  • fehlende Verantwortlichkeiten
  • Optimierungen an der falschen Stelle
  • manuelle Deployments & fehlende Automatisierung

Nachhaltige Optimierung

Diagnose

Verstehen, wo und warum das System langsam ist.

Priorisierung

Optimieren, was den größten Effekt hat.

Umsetzung

Inkrementell, stabil, nachvollziehbar.


Fazit

Performance-Probleme in Java-/Oracle-Systemen sind komplex, aber fast immer lösbar.
Mit strukturiertem Vorgehen lassen sich Engpässe zuverlässig identifizieren und nachhaltig beheben.

Wenn Sie wissen möchten, ob in Ihrem System Bottlenecks verborgen sind,
biete ich ein unverbindliches 30-Minuten-Gespräch an.

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